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Gustav Mahler: Symphonie Nr. 8
für großes Orchester, acht Solisten, zwei gemischte Chöre und Knabenchor

Unter der Schirmherrschaft von Mariss Jansons.

25.8.2018, 18.00 Uhr, Gustav Mahler Musikwochen Toblach

26.8.2018, 19.00 Uhr, Philharmonie im Gasteig, München (Konzerteinführung: 18.00 Uhr)

1. Sopran (Magna Peccatrix): Ania Vegry
2. Sopran (Una poenitentium): Mechthild Bach
Sopran (Mater gloriosa): Stephanie Bogendörfer
1. Alt (Mulier Samaritana): Ruth-Maria Nicolay
2. Alt (Maria Aegyptiaca): Marlene Lichtenberg
Tenor: (Doctor Marianus): Christian Voigt
Bariton (Pater ecstaticus): Christian Miedl
Bass (Pater profundus): Jörg Hempel

Südtiroler Vokalensemble, Einstudierung: Michael Hillebrand
Maria-Ward-Chor Nymphenburg, Einstudierung: Michael Konstantin
Münchner Konzertchor, Einstudierung: Benedikt Haag
Münchner Motettenchor, Einstudierung: Benedikt Haag
Münchner Knabenchor, Einstudierung: Ralf Ludewig
Fernorchester: Südbrass

Chor und Orchester der Musikakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes
Choreinstudierung: Christian Jeub

Dirigent: Martin Wettges

 

»Es ist gewiss das Größte, was ich gemacht habe.« In emphatischen Worten beschrieb Gustav Mahler im Sommer 1906, als er seine Achte schrieb, den außerordentlichen Rang, den er diesem Werk beimaß. Die Größe bezieht sich dabei aber keineswegs allein auf die opulente Besetzung mit fünffachem Holz und 130 Orchestermusikern, Fernorchester, zwei großen gemischten Chören, Knabenchor und acht vokalen Solopartien. Vielmehr betrachtete Mahler dieses Werk als opus summum, als Bekenntniswerk, gar als seine persönliche »Messe«. Dem eigenen Empfinden nach ist sie also auch das Größte im Sinne des Ausgereiftesten, demgegenüber alle anderen Symphonien, wie er schrieb, nur »Vorstufen« seien. Schließlich ist auch die Weite des geistigen Horizonts, den das Werk aufspannt, nicht mehr zu übertreffen. »Denken Sie sich«, schrieb er an den Dirigenten Willem Mengelberg, »daß das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschli[che] Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen.« Neben diesem kosmologischen Anspruch, der bis auf antike Philosophien der sogenannten »Sphärenmusik« zurückgeht, spannt Mahler auch einen kühnen inhaltlichen Bogen. Im ersten, deutlich kürzeren Teil des knapp anderthalbstündigen Werks verarbeitet er den mittelalterlichen Pfingsthymnus »Veni creator spiritus« – um diesen im zweiten Teil mit nichts Geringerem als der Schlussszene aus Goethes Faust II zu kombinieren.

Größe weist das Werk aber auch ob seines Reichtums an Klangfarben und Formen auf. Die Achte ist klassisch gebaute Symphonie und zugleich ungleich mehr, sie vereint Stile und musikalische Ausdrucksmittel der gesamten abendländischen Musikgeschichte, die in all ihrer Partikularität zu einem neuen Ganzen geschmiedet werden. Gleiches gilt für den Einsatz der menschlichen Stimme: Der Chor ist kein hinzutretendes Beiwerk mehr, sondern geht als eigenes Instrument in dieser »universalen Symphonik« (Christian Wildhagen) auf.

Groß schließlich ist auch das inhärente Thema der Achten. Als »chorus mysticus« ganz im Goethe‘schen Sinne geht es um nichts weniger als das metaphysische Prinzip der Liebe als erlösendes Prinzip. Feiert der Pfingsthymnus die Erleuchtung des irdischen Individuums durch den »Schöpfergeist«, so stellt der gesamte zweite Teil eine Huldigung des »ewig Weiblichen« dar, des, so Goethe, aufnehmenden Prinzips, in dem das Individuum, das »immer strebend sich bemüht«, schließlich aufgeht. Die »Bergschluchten«-Szene aus dem Faust, die Mahler, für eine Symphonie außergewöhnlich genug, mit allen Regieanweisungen in die Partitur aufnahm, ist konsequent vertikal angelegt, eine »Stufenleiter«, wie Mahler sie nannte, in der das Individuum Schritt um Schritt dem Irdischen enthoben wird. Trotz des Reichtums an Engeln, Marienfiguren und Eremiten, die dieses Bild bevölkern, ist das kein christliches Szenario mehr, sondern das persönliche Bekenntnis des modernen Komponisten Mahler, der zeit seines Lebens fest von einem Leben nach dem Tode im universellen Sinne Goethes überzeugt war. Mit dem »Bekenntniswerk« der Achten sieht man Mahlers Denken, Glauben und Schaffen in Reinform vor sich.

Zugleich war sie sein größter Erfolg als Komponist. Niedergeschrieben 1906/1907, wurde sie 1910 unter eigener Stabführung in der Neuen Musik-Festhalle in München (heute Deutsches Museum) im Rahmen der Weltausstellung unter größter Beachtung der Öffentlichkeit uraufgeführt. Was in der Stadt und in der Musikwelt Rang und Namen hatte, war zugegen – und durfte einen Komponisten erleben, in dem sich, so Thomas Mann ehrfurchtsvoll, »der ernsteste und heiligste künstlerische Wille unserer Zeit« verkörpere.

In einer grenzüberschreitenden Kooperation bringt die Musikakademie dies Ausnahmewerk an zwei Orte zurück, mit denen es ganz unmittelbar verbunden ist: Im Rahmen der Gustav Mahler Musikwochen wird es in Mahlers künstlerischer Heimat Toblach in Südtirol erklingen, tags darauf in der Stadt der Uraufführung, in der Philharmonie im Gasteig in München.

 

Download: Programmheft 2018