Workshop Musikwissenschaft

Leitung: Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann
Brixen 31. Juli, 1. und 2. August 2023 jeweils 16.30 bis 18.00 Uhr

Ein Amerikaner in Paris … bei Nadia Boulanger

George Gershwins Orchesterstück An American in Paris (1928 in der Carnegie Hall von den New Yorker Philharmonikern unter der Leitung von Walter Damrosch uraufgeführt) verarbeitet touristische Eindrücke von Paris: Es sei seine Absicht gewesen, so Gershwin, „die Eindrücke eines amerikanischen Reisenden wiederzugeben, der durch Paris schlendert, den Straßenlärm hört und die französische Atmosphäre in sich aufnimmt.“

Viele amerikanische Komponisten lockte jedoch etwas anderes in die europäische Metropole: sie wollten Unterricht bei Nadia Boulanger nehmen, die ab 1921 am Conservatoire Américain de Fontainebleau lehrte und zudem Mittwoch Nachmittags ihre Wohnung in der Rue Ballu 36 als Treffpunkt für Musikerinnen und Musiker aus alle Welt öffnete. Mehrere Generationen amerikanischer Komponisten zählten zu ihren Schülern, darunter Lennox Berkeley, Elliot Carter, Aaron Copland, Quincy Jones, Roy Harris, Astor Piazzolla, Walter Piston, Virgil Thomson. Boulanger reiste selbst in die USA, dirigierte 1938 das Boston Symphony Orchestra, 1939 weitere führende amerikanische Orchester, und unterrichtete 1940 bis 1946 an der Juilliard School.

Der Workshop wird sich mit Nadia Boulanger als einer Schlüsselfigur für den Musik bezogenen transatlantischen Austausch beschäftigen: Im Sinne von Stephen Greenblatt geht es um eine “group of „mobilizers“ – agents, gobetweens, translators, or intermediaries – often emerges to facilitate contact, and this group, along with the institutions that they serve, should form a key part of the analysis.“ Boulanger stand im Zentrum dieser Gruppe: Ihr Einfluss auf die musikalische Avantgarde der USA war enorm.

Die Denk- und Analyseansätze aus zwei Sitzungen werden in der dritten Sitzung vorgestellt. Die Einbeziehung von wissenschaftlichen ebenso wie literarisch-künstlerischen Positionen durch alle Teilnehmer*innen ist erwünscht. Eine detaillierte Themenliste mit Lektürevorschlägen wird nach dem Eingang der Anmeldunge kommuniziert.

Susanne Rode-Breymann, Musikwissenschaftlerin und seit 2010 Präsidentin der
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, studierte in Hamburg Alte Musik sowie Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. Sie lehrte an den Universitäten Bayreuth und Bonn, von 1999 bis 2004 an der Hochschule für Musik Köln und seit 2004 in Hannover, wo sie 2006 das Forschungszentrum Musik und Gender gründete.
Sie publiziert über Alte Musik, Neue Musik, Gender Studies und Musiktheater und gibt verschiedene Jahrbücher und Reihen heraus. Im Zuge ihrer Forschungen zu Alma Mahler und Benjamin Britten beschäftigte sie sich mit transatlantischem Kulturtransfer.