Workshop Kulturwissenschaft

Leitung: Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann
Brixen 28. und 29. Juli 2023, jeweils 16.30 bis 18.00 Uhr

Europäische Amerikabilder bei Arthur Holitscher, Franz Kafka und Alfred Kerr

Schon im 19. Jahrhundert richtete sich die europäische Sehnsucht auf Amerika, das nach 1880 zum Land mit gewaltigen Einwanderungsströmen wurde. So lag um 1920 der Ausländeranteil im „melting pot“ New York City bereits bei 40%. Die Ankunft in der Neuen Welt versprach ein neues Leben, neue Chancen ohne Diskriminierung durch Herkunft und Glauben. New York wurde in dieser Zeit zum Inbegriff der „modernen“ Stadt, deren multikulturelle Vielfalt und kulturelle Offenheit eine Vielzahl von (sub-)kulturellen Freiräumen bot. New York war die moderne Großstadt par excellence, wie sie z.B. der Soziologe Georg Simmel in Die Großstädte und das Geistesleben (1903) beschrieben hat.

Das Amerikabild der Europäer, der Mythos eines freien, modernen Amerika, wurde durch Reiseberichte und literarische Darstellungen geprägt, mit denen sich der Workshop exemplarisch beschäftigen wird: Neben den Reiseberichten Amerika heute und morgen (1912) von Arthur Holtischer soll es um Franz Kafkas 1912 bis 1914 entstandenes, 1927 unter dem Titel Amerika aus dem Nachlass veröffentlichtes Romanfragment und um Alfred Kerrs Yankee Land. Eine Reise durch Amerika (1924) gehen. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Vorstellungen, Bilder und Stereotype literarisch vermittelt wurden und auch als Modell für Europa ausgerufen wurden, wie z.B. Alfred Kerr formuliert: „Ach, für eine Weile sollten in der Alten Welt […] etliche Völker im Gesamtumriss amerikanisch werden.
Ballastlosigkeit erwerben! Den minderverzwickten, den starken, klaren Strich wiederfinden […] Sie täten gut – in diesem verbissenen, kleinsüchtigen Europa…“.

Die Denk- und Analyseansätze aus zwei Sitzungen werden in der dritten Sitzung vorgestellt. Die Einbeziehung von wissenschaftlichen ebenso wie literarisch-künstlerischen Positionen durch die Teilnehmer*innen ist erwünscht. Mindestens einer der drei Texte sollte vorher gelesen werden.
Weitere Lektürevorschläge zur Vorbereitung werden nach dem Eingang der Anmeldungen kommuniziert.

Susanne Rode-Breymann, Musikwissenschaftlerin und seit 2010 Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, studierte in Hamburg Alte Musik sowie Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. Sie lehrte an den Universitäten Bayreuth und Bonn, von 1999 bis 2004 an der Hochschule für Musik Köln und seit 2004 in Hannover, wo sie 2006 das Forschungszentrum Musik und Gender gründete.
Sie publiziert über Alte Musik, Neue Musik, Gender Studies und Musiktheater und gibt verschiedene Jahrbücher und Reihen heraus. Im Zuge ihrer Forschungen zu Alma Mahler und Benjamin Britten beschäftigte sie sich mit transatlantischem Kulturtransfer.